Der KÄRNTNER HADN
Der Kärntner Hadn ist eine alte Buchweizensorte und kommt ursprünglich aus Zentralasien. Von dort brachten ihn angeblich die Tataren und Sarazenen nach Europa. Aufgrund der Kälteempfindlichkeit fand der Hadn seinen Weg in die wärmere südliche Alpenregion. Urkundliche Erwähnungen aus den Jahren 1442 und 1445 weisen darauf hin, dass der Hadn in größeren Mengen in Kärnten angebaut wurde. Leider wurde ab dem 19. Jahrhundert der traditionelle Hadn von modernen Kulturpflanzen wie Kukuruz, Erdäpfel und schließlich Weizen verdrängt.
Der Kärntner Hadn ist schon fast in Vergessenheit geraten oder wurde in den letzten Jahrzehnten als Arme-Leute-Essen abgestempelt. Heute ist man sich der Tradition und der Vorzüge des kraftvollen Korns wieder bewusst. Alte Rezepte werden ausgegraben und neu interpretiert – die Kärntner Hadnküche ist en vogue! Aufgrund der beeindruckenden Tradition wurde der Kärntner Hadn sogar als kulinarisches Erbe in die Charta Kulinarisches Österreich aufgenommen.
Der Odreihof war seiner Zeit voraus und begann sich bereits im Jahr 1995 auf den Anbau vom Kärntner Hadn zu spezialisieren. Auf Initiative des Betriebsführers, Josef Raunig, wurde der Kärntner Hadn schließlich im Jahr 2007 von der Europäischen Union in die Liste der „seltenen landwirtschaftlichen Kulturpflanzen“ im Rahmen des Österreichischen Programms zur Förderung einer umweltgerechten, extensiven und den natürlichen Lebensraum schützenden Landwirtschaft (ÖPUL) aufgenommen. Seitdem wird dieses traditionelle Korn gemeinsam mit der Kärntner Saatbau Genossenschaft als original anerkanntes Saatgut vermehrt.
Der Kärntner Hadn zählt zur Pflanzenart Echter Buchweizen (Fagopyrum esculentum). Da er kaum veredelt wurde, weist er noch heute Merkmale der ursprünglichen Wildpflanze auf. Der Name Buchweizen ist irreführend, denn die Pflanze ist nicht mit dem Weizen verwandt. Es handelt sich um ein Knöterichgewächs und um einen engen Verwandten von Sauerampfer und Rhabarber. Das sogenannte Pseudogetreide ist glutenfrei und somit bei allen Menschen, die an Glutenunverträglichkeit oder Zöliakie leiden, sehr beliebt.
Der anspruchslose Hadn gedeiht auch auf kargem Boden und reagiert auf Kunstdünger eher negativ. Darüber hinaus ist er widerstandsfähig gegen Krankheiten und Schädlingen. Daher ist er vor allem für den ökologischem Landbau bestens geeignet. Angepasst an kurze Vegetationszeiten wächst die Pflanze schnell und wird in warmen Regionen auch als Zweitkultur (nach früh abreifenden Vorfrüchten wie Wintergerste) bewirtschaftet. Da der Odreihof aber auf knapp 800 m Seehöhe liegt, bauen wir den Kärntner Hadn ausschließlich als Hauptfucht an. Denn bereits bei niedrigen Plusgraden trägt der wärmeliebende Hadn Kälteschäden davon.
Generell ist das zarte Buchweizenkraut stark witterungsempfindlich, weshalb der Ertrag mit weitaus mehr Unsicherheiten behaftet ist, als bei üblichen Getreidesorten. Auch wenn sich zur Blütezeit die Hadnäcker in ein wunderschönes rasofarbenes Blütenmeer verwandeln, bringt der Buchweizen trotz vieler Blüten nur durchschnittlich neun Nüsschen pro Pflanze. Das unverwechselbare dreikantige Nüsschen besitzt eine derbe Schale, die ungenießbar ist und daher unbedingt beim Mahlvorgang entfernt werden muss. Aus wirtschaftlicher Sicht verliert man dabei rund 30% des Ertrages.
Der Kärntner Hadn ist somit eine Feldfrucht, die wenig Ertrag und viel Unsicherheit für den Bauern bringt. Als traditionelles Kraftkorn Kärntens sollte dieses hochwertige Pseudogetreide trotzdem nicht in Vergessenheit geraten. Auch sein leicht nussiger Geschmack überzeugt und der Hadnsterz, die Hadntorte und die Hadnnudeln halten Einzug in gute Küchen. Insbesondere bei ernährungsbewussten Menschen erfreut sich der Hadn heutzutage großer Beliebtheit.